Zwei Drittel!
Ich habe einen guten Freund in Portugal. Yorgos. Er ist Grieche und hat eine katalanische Partnerin und dreisprachige Kinder. Und eigentlich sind diese Informationen nicht wichtig. Ich muss sagen, dass ich auch seinen Beruf gar nicht genau kenne. In meinem Leben tritt er jedenfalls als Pirat auf. Er hat letzten Oktober einen Pakt mit mir geschlossen, einen Piratenpakt.
Das ist eine Verabredung, die eigentlich gar nicht möglich ist. In meinem Fall ging es darum, meine Besitztümer zu verringern. Dermaßen drastisch, dass ich am Ende sogar in einer Einzimmer-Wohnung leben könnte. Und das innerhalb von zwei Monaten. Bis Ende Dezember also.
Ich habe es nicht geschafft.
Und ich frage mich, ob ich es eigentlich ernsthaft versucht habe.
Ein Drittel meiner Bücher habe ich verkauft und verschenkt und weggeworfen. Zwei Drittel sind noch da. Und ich liebe sie. Brauche ich sie wirklich?
Das Aussortieren meiner Kleidung war einfacher. Und trotzdem sind zwei Drittel übriggeblieben. Ich rede mich darauf hinaus, dass ich – wenn es ernst wird – ja ganz schnell alles dann wirklich Überflüssige noch weggeben kann. Ganz schnell? Aber soll ich denn all die guten Sachen jetzt einfach wegwerfen? Das ist doch Verschwendung! Freunde wollen die Sachen nicht. Umsonstläden nehmen Kleidung nicht in großen Mengen an. Die Sammlungen des Malteser Hilfsdienstes werden kommerziell genutzt. Was ich den Maltesern gönne. Und was gleichzeitig in afrikanischen Ländern die heimische Kleidungsherstellung sabotiert.
Und dann sind da noch meine Möbel (Das Loswerden macht Arbeit, weil sie schön und alt sind und Verkaufen einfach Arbeit macht). Mein Geschirr (Scheint leichter, weil ich dafür tatsächlich Abnehmer finden könnte, z.B. im Geschenke-Schrank in Sinzing, immer wieder ein paar Stücke). Alles was im Keller ist (Dort habe ich noch gar nicht weit hineingeschaut). Und und und.
Die zwei Monate sind längst vorbei. Ich bin noch nicht einmal auf zwei Drittel herunter.
Und die Frage bleibt: Was brauche ich tatsächlich?
Heute sind mir endlich Antworten eingefallen:
- Eine echte Absicht.
- Eine klare Entscheidung. Vielleicht auch mehrere.
- Langen Atem und dabei ganz sicher viel Geduld mit mir selber.
- Zeit, die ich mir täglich „mache“, um ein, zwei Schritt(chen) weiter zu gehen.
Außerdem:
- Ein tägliches Morgen-Bad in Dankbarkeit über alles, was ich bisher geschafft habe. Ein Morgenbad in „Das ist mein Weg, ich gehe ihn!“
- Und über zwei Drittel Vertrauen!